Das ist die älteste schriftlich überlieferte Musik des Abendlandes. Es handelt sich dabei um einstimmigen Gesang ohne Instrumentalbegleitung. Die Texte – in der Sprache der alten Kirche, Latein – sind mit wenigen Ausnahmen der Bibel entnommen. Die Mehrzahl der Stücke erhielt ihre überlieferte Gestalt zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert.
 
Seiner Bestimmung nach ist der Gregorianische Choral die ursprüngliche und eigentliche Musik des christlichen Gottesdienstes. Das Repertoire gliedert sich in Gesänge für die täglichen Stundengebete, Horen, und Gesänge für den Hauptgottesdienst, die Messe. Als Vertonungen der Heiligen Schrift, als gesungenes Gebet haben die gregorianischen Melodien eine sehr enge Entsprechung zum Wortlaut und zum Sinn der Texte. Je nach dem liturgischen Ort eines Gesanges und seiner Funktion kann er als schlichtes Rezitativ oder in weit ausschwingenden Melismen komponiert sein.
 
Gregorianischer Choral
Lambacher Messe, Ende 12. Jahrhundert,
Abb. Public Domain